Querwege e. V.

Physiotherapie QuerWege

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Am 1.2.2016 wird die Physiotherapie QuerWege fünf Jahre alt!

(Diesen Inhalt gibt es leider noch nicht in leichter Sprache. Wir arbeiten gerade daran.)

„QuerWege ist ein sehr guter Rahmen“: Interview mit Beate Brunner, Leiterin der Physiotherapie

Jede Woche führt das Physio-Team über 100 Behandlungen durch. Über 60 Kinder und 6 Erwachsene werden von Beate Brunner, Marika Krause und Christin Born betreut. Der Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Bewegungsstörung, die häufig schwerer betroffen sind und komplexe Einschränkungen haben. Das Team bekommt seit Dezember Verstärkung durch Annegret Donath aus der Frühförderstelle, die einige Stunden in der Woche aushilft.

Seit wann gibt es physiotherapeutische Behandlungen bei QuerWege?

Seit der Gründung des Schwabenhauses, also seit 1994. Damals war es noch möglich, dass Physiotherapeut_innen bei einer Einrichtung fest angestellt sein konnten und trotzdem über Kassenleistungen finanziert wurden. In Jena waren das zwei Einrichtungen: Im Schwabenhaus (und seit 2005 im BiLLY) hat Marika gearbeitet, ich war fest in der Kita „Kindervilla“ in der Kochstraße angestellt. Da haben Christin und ich uns auch kennengelernt.

Wie kam es zur Gründung der Physiotherapiepraxis?

Das liegt daran, dass die Krankenkassen vor einigen Jahren das Finanzierungsmodell verändert haben. Physiotherapeut_innen konnten fortan nicht mehr die Leistungen in den Kitas abrechnen, ohne in einer Praxis oder einer Interdisziplinären Frühförderstelle angestellt zu sein. QuerWege wollte die gute Betreuung in den Einrichtungen, die sich über viele Jahre bewährt hatte, aufrechterhalten und gründete nach einigen Überlegungen eine eigene Physiotherapie-Praxis, welche Mitarbeiter hauptsächlich in eigene Einrichtungen entsendet. Wir waren damit fest in die Kitas und Schulen eingebunden und die Behandlungen sind in den Alltag der Kinder und Jugendlichen gut integriert.

Warum können das andere Physiotherapeuten nicht leisten?

Auch andere Physiotherapeut_innen gehen in Schulen und Kitas, aber in der Regel in geringerem Umfang als wir. Es ist leider so, dass die Krankenkassen Hausbesuche und Behandlungen in Einrichtungen, vor allem den damit verbundenen zeitlichen Mehraufwand, schlecht finanzieren. Um kostendeckend zu arbeiten, würde man dann nur das Mindestmaß an Behandlungszeit und keine zusätzlichen Zeiten für interdisziplinären Austausch leisten können. Gerade aber diese beiden Punkte erschienen uns für unsere Arbeit so wichtig. Wir wollten unbedingt, dass die Qualität und der zeitliche Rahmen erhalten bleiben und Familien mit Kindern, die komplexe Behinderungen haben und über Jahre unzählige Fahrten zu Therapien leisten müssten, entlastet werden.

Wie funktioniert das finanziell?

Wir behandeln in der Regel mehrere Kinder in einer Einrichtung, so dass man Fahrtzeiten einsparen kann. Die Einrichtungen selbst finanzieren unsere Leistungen in einem geringen Umfang mit, so dass wir den nötigen Spielraum für fachliche, interdisziplinäre Absprachen, Teambesprechungen u.ä. haben.

Was macht eure Arbeit aus?

Wir sind spezialisiert auf das Bobath-Konzept. Dabei steht das Kind mit seiner gesamten Persönlichkeit im Mittelpunkt. Wir betrachten nicht nur Motorik, sondern die Gesamtentwicklung. Bewegung soll Spaß machen! Viele Kinder und Jugendliche, die zu uns kommen, haben Störungen der Haltung und Bewegung, die durch ein Problem im zentralen Nervensystem hervorgerufen werden. Das hat häufig komplexe Probleme zur Folge. Auch andere Bereiche wie Wahrnehmung, Sprache oder das Lernen können dann betroffen sein. Es ist daher wichtig, eng mit den Eltern und den anderen Berufsgruppen, die das Kind im Alltag begleiten, zusammenzuarbeiten. Dazu gehören z.B. Erzieher_innen, Lehrer_innen, Schulbegleiter_innen sowie andere Therapeut_innen wie Logopäd_innen oder Ergotherapeut_innen. QuerWege ist da ein idealer Rahmen. Unsere Behandlungen sind interdisziplinär eingebunden, wir bekommen in den anderen Einrichtungen Anregungen und können wiederum auch Hilfe anbieten. QuerWege ist ein sehr guter Rahmen, um diese umfassende, interdisziplinäre und auch zeitlich aufwändige Betreuung zu gewährleisten. Das macht unsere Arbeit super spannend.

Was macht dir besonders Spaß?

Dass wir quasi mit den Kindern mitwachsen können. Manche begleiten wir vom Baby- bis zum Erwachsenenalter. Das ist eigentlich ungewöhnlich, aber wenn Kinder bereits durch die Frühförderstelle zu uns kommen und unsere Einrichtungen durchlaufen, können wir ihre Entwicklung über die ganzen Jahre hinweg begleiten. So entsteht ein vertrauter Kontakt zu den Kindern und ihren Eltern, mitunter ein sehr enges Verhältnis.

Was sind schöne Erfolge für dich?

Wenn man ein Kind kennenlernt, hat man ja eine bestimmte Erwartungshaltung die Entwicklung betreffend. Wenn diese Erwartung dann übertroffen wird und die Fortschritte größer sind oder schneller eintreten, als gedacht, das sind für mich besonders schöne Erfahrungen. Dabei sind es oft auch kleine Schritte, über die man sich freut. Wenn z.B. ein Kind nie mit der linken Hand nach etwas gegriffen hat und diese dann zum ersten Mal einsetzt oder wenn sich ein Kind nach vielem Üben das erste Mal alleine hinsetzt. Jedes Mal wenn Eltern und Kind Freude haben in unseren Stunden, sind das Erfolgserlebnisse.

Was hat sich in den letzten 5 Jahren für eure Arbeit verändert?

Dadurch, dass die Schulen gewachsen sind und die Kita Pi Mal Daumen dazugekommen ist, sind wir mehr unterwegs als früher und wir betreuen mehr Kinder. Wir müssen daher die Einsätze gut planen. Auf der einen Seite ist es schön, alle Einrichtungen und deren Arbeitsweisen kennenzulernen. Aber es ist immer auch eine Herausforderung für alle Beteiligten, die Zeiten so zu planen, dass unsere Stunden für den Kita- oder Schulalltag gut integrierbar und für uns zeitlich sinnvoll gelegt sind. Und je mehr Behandlungen es sind, desto komplizierter wird die Planung. Man steht da manchmal zwischen verschiedenen Bedürfnissen und Notwendigkeiten.

Was wünschst du dir für 2016?

Ich wünsche mir, dass wir noch besser in die einzelnen Einrichtungen und Teams integriert werden. Insgesamt ist die Zusammenarbeit überall gut. Mir ist bewusst, dass wir nur ein Rädchen von vielen in der Betreuung der Kinder sind, und dass es nicht immer einfach ist, dass alle Rädchen reibungslos ineinander laufen. Aber manchmal könnten Abläufe noch besser eingespielt sein oder Absprachen besser funktionieren. Aber ich denke, wir sind da auf einem guten Weg.

veröffentlicht am 01. Februar 2016