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„Vielen Dank, Mascha malt jetzt wieder.“ Vom Ankommen ukrainischer Kinder in unseren Einrichtungen
In den letzten Wochen haben wir Zuwachs bekommen in unseren Einrichtungen. Dank sehr engagierten Kolleg*innen, aufgeschlossenen Kindern und Schüler*innen, hilfsbereiten Eltern, großzügigen Spender*innen und nicht zuletzt durch die organisatorische Unterstützung der Stadt Jena und des Landes Thüringen haben wir Platz geschaffen und insgesamt 8 Kinder und Jugendliche in unseren Kitas und Schulen aufgenommen. Weitere sollen folgen und wir sammeln weiterhin dafür Spenden. Hier berichten wir über das Ankommen in den ersten Wochen.
1. Ein Krafttier für den Neustart – Die Tigeraugen sind gewachsen
An der SteinMalEins Ganztagsgrundschule haben wir drei neue Schüler*innen aus der Ukraine, verteilt auf beide Standorte. Eine davon, die 10-jährige Mascha, besucht die Tigeraugen. Sie floh mit ihrer Mutter aus Kiew und ist seit einem Schnuppertag am 16.3. festes Mitglied der Stammgruppe im Paradies. Die Herausforderungen, die es für die Schule dabei zu bewältigen gab, bestanden nicht nur darin, für Mascha Schulranzen, Sportsachen und Unterrichtsmaterialien zu organisieren, berichtet ihre Stammgruppenlehrerin. Die Hilfsbereitschaft z.B. in der Elternschaft und im Verein sei sehr groß: eine Familie schenkte ihr eine Zuckertüte, eine andere half mit einer großzügigen Spende, wieder andere organisierten Schulsachen. Was darüber hinaus tatsächlich schwieriger ist, lässt sich nur mit viel Zeit, Organisationsaufwand und genauem Hinschauen bewältigen: Mascha muss an das Lernkonzept und den Schulalltag, der bei ihrer Ankunft noch im unbeständigen Corona-Modus steckte, herangeführt werden. Zudem gilt es die großen Sprachbarrieren, z.B. mit Apps und Bildertafeln, zwischen Mascha und den Pädagog*innen sowie Mitschüler*innen zu überbrücken - ohne jedoch zu überfordern. Auch merke man den Unterschied zwischen den Schulsystemen, so ihre Stammgruppenlehrerin. Bestimmte Aufgabentypen sind Mascha noch nicht bekannt, neue Regeln müssen gelernt werden – all das braucht viel pädagogische Aufmerksamkeit und eigentlich eine zusätzliche Fachkraft, die verlässlich Mascha im Unterricht begleitet. Außerdem müsse genau geschaut werden, ob und wie ihre Fluchterlebnisse noch begleitet bzw. aufgearbeitet werden können.
Was gut funktioniere, berichtet ihre Stammgruppenlehrerin, ist die Offenheit und Unterstützung durch die Mitschüler*innen. In Spielsituationen finden sie auch ohne gemeinsame Sprache schon gut zueinander und Maschas großes Zeichentalent beeindruckt alle. Als erste gemeinsame Aufgabe haben die Kinder ein Krafttier gemalt. Maschas „Fuchs“ soll ihr Stärke und Zuversicht im neuen Leben bringen. Nach der Flucht aus der Ukraine hat sie erst hier wieder damit angefangen. „Vielen Dank, Mascha kann nicht aufhören und zeichnet ständig, was mich sehr glücklich macht,“ schrieb ihre Mutter kürzlich an die Tigeraugen.
Die Familie möchte in Jena bleiben, eine eigene Wohnung ist gefunden und die Wahl auf die SteinMalEins wurde bewusst getroffen – sodass der gemeinsame Weg wahrscheinlich noch bis Ende nächsten Schuljahres geht. Eine gute Voraussetzung für Mascha, bei uns anzukommen.
2. „Odin, dva, tri“ – Zweisprachige Morgenkreise in der Kita Pi mal Daumen
In unseren QuerWege-Kitas konnten wir insgesamt 4 Kinder aufnehmen. Drei davon besuchen gerade die Kita Pi mal Daumen. Sie sind zwischen 2 und 4 Jahren und flüchteten mit ihren Müttern aus Charkiw. Initiiert wurde die Aufnahme durch eine Familie aus der Nachbarschaft, in deren Haus die ukrainischen Familien wohnen. Kita-Leiterin Heike Paatsch berichtet von turbulenten ersten Wochen, in denen wir unseren drei neuen Kindern dank Improvisationstalent und viel Engagement der Pädagog*innen eine gute Eingewöhnung bieten konnten. Eine der Erzieherinnen im Pi mal Daumen-Team spricht gut russisch, was ein großer Vorteil in der Kommunikation mit den Kindern wie auch ihren Müttern ist. Mittlerweile bieten wir erste Fingerspiele zweisprachig im Morgenkreis an, zählen gemeinsam auf Russisch („Odin, dva, tri“) und arbeiten mit speziellen Bilderbüchern sowie Bildertafeln etc.. Die vertrauten Wörter helfen den neuen Kindern, die sehr offen und neugierig von den anderen Kindern aufgenommen wurden. Eines der ukrainischen Kinder hat Assistenzbedarf und ist somit bei uns in professionellen Händen. Natürlich ist das Ankommen und Eingewöhnen eine große Herausforderung. Nicht nur das Kita-System in Deutschland ist neu, berichtet Heike Paatsch. Im Hintergrund lastet ein großer Druck auf den Müttern, die möglichst bald selbständig sein möchten, mit eigener Wohnung, Sprachkursen und einer Arbeit in Jena. Hinzukommen große Sorgen und Ängste, welche sich die Familien um ihrer in der Ukraine zurück gebliebenen Verwandten machen. Diese Last kann das Kita-Team kaum abfangen, aber für die Kinder das Ankommen und Einleben erleichtern.
3. Zeitspenden für das Schullandheim Stern
Auch außerhalb unserer Einrichtungen setzen sich Kolleg*innen dafür ein, das Ankommen für die Familien zu erleichtern. Der Bedarf an Freizeitgestaltung für die Kinder und Jugendlichen, die noch keine Einrichtungen in Jena besuchen, ist groß. Daher haben es sich die Kita Schwabenhaus und die Kita BiLLY gemeinsam zur Aufgabe gemacht, jeden Montag und Mittwoch von 14-16 Uhr für alle Kinder und Jugendlichen, die derzeit auf dem Schullandheim Stern mit ihren Müttern eine sichere Bleibe gefunden haben, unterschiedliche Angebote (sportlich, kreativ, musisch) zu unterbreiten. Diese Angebote werden rege angenommen. Die Kolleg*innen tun dies aktuell in ihrer Freizeit. Doch alle Teammitglieder unterstützen den Einsatz, indem sie die Dienste der Kolleg*innen am Nachmittag mitübernehmen und wir damit das ehrenamtliche Engagement auf mehrere Schultern verteilen. Unsere Eltern unterstützen mit Fahrdiensten zum Stern und helfen mit Sachspenden. Verbrauchsmaterialien, wie Bastelsachen, trägt der Verein.
Wir sammeln weiter
Wir sammeln nach wie vor Spenden. Kosten entstehen uns durch Material und Ausstattung, die zusätzlich gekauft werden muss sowie zusätzliche pädagogische Stunden, die nicht (nur) durch Zeitspenden erbracht werden können und sollen. Da unsere Schulen schulgeldpflichtig sind, müssen wir auch den Minimalbetrag dieser monatlichen Gebühr (Lernmaterialienmaterialien, Kopiergeld, Hort etc.) über Spenden decken.
Es gibt folgende Möglichkeiten:
Als Fördermitglied können Sie uns regelmäßig einen selbst gewählten Betrag per Lastschrift zukommen lassen. Hier finden Sie den unkomplizierten Antrag auf Aufnahme, der auch befristet sein kann. (*)
Außerdem haben Sie die Möglichkeit auf unser Vereinskonto zu spenden: Kontoinhaber: QuerWege e.V. // IBAN DE96 120 300 00 1005 364 508 (*)
Neu ist die Möglichkeit via PayPal zu spenden. Unsere E-Mail Adresse zu diesem Zweck lautet spenden@querwege.de (**)
Wichtig ist immer der Spendenzweck „Willkommen“, ggf. auch konkret die Einrichtung, die unterstützen möchten. Bitte verzichten Sie auf detailliertere Angaben zum Spendenzweck, diese können gerne mündlich mit der Einrichtung getroffen werden.
(*) Hinweis: Für Fördermitglieder werden Spendenquittungen auch unter 300€ ausgestellt werden. Für Spenden per Überweisung greift bis 300€ die Kleinspendenregelung. Mehr dazu hier: https://querwege.de/querwege/de/verein/spenden-foerdern-mitgliedschaft/
(**) Hinweis: Sollten Sie eine größere Summe spenden wollen, bietet sich eine Spende per Überweisung an, da wir auf paypal-Spenden eine kleine Transaktionsgebühr an paypal zahlen (1,5% des Spendenbeitrag plus 0,35€ pro Überweisung) Hinweis: Bereits in der Vergangenheit haben wir als QuerWege e.V. geflüchtete Kinder – unabhängig von ihrer Herkunft – unkompliziert und unbürokratisch in unseren Einrichtungen aufgenommen. Aktuell ist die Not jedoch so groß und der Bedarf so dynamisch, dass wir auf einen größeren Unterstützer*innenkreis angewiesen sind.
veröffentlicht am 19. Mai 2022