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Gesamtschule UniverSaale

Ein Zirkus ohne Manege, eine Schule ohne Schüler*innen, ein Gemeinschaftsprojekt in fast 100 Räumen? Zirkusprojekt mit MoMoLo mal anders

(Diesen Inhalt gibt es leider noch nicht in leichter Sprache. Wir arbeiten gerade daran.)

Schulalltag in der Corona-Pandemie: Bildschirm hier, Bildschirm da. Wir sitzen vor einem Viereck, lernen, arbeiten, kommunizieren und leben unser Leben. Mit dem Zirkusprojekt “Screen as a Stage” haben wir versucht, die eingefahrene Rolle dieses Vierecks umkehren. Nicht mehr nur sitzen und konsumieren, sondern den Bildschirm als Bühne verwenden, seine Möglichkeiten ausloten, um dadurch ein gemeinschaftliches digitales Performance-Projekt zu kreieren. Mit diesem Ziel haben Fachlehrerin Maja Frank und Pädagogin Franziska Renk das diesjährige Zirkusprojekt mit dem Kinder- und Jugendcircus MoMoLo vom 15. bis 25. März2021 geplant. Keine leichte Herausforderung, denn weder konnten wir die Zirkuspädagog*innen persönlich treffen, noch gemeinsame Gruppenarbeit durchführen und keine Vorstellung im Zirkuszelt auf die Beine zu stellen, wie es eigentlich, ohne Corona, der Fall wäre.

Dennoch haben wir die Herausforderung nicht gescheut: Alle 80 Kinder der SG I-IV (Doppeljahrgang 5/​6), die im Distanzunterricht am Nachmittag (überwiegend) daheim vor ihren Bildschirmen saßen, wurden in acht Gruppen unterteilt und ihnen acht MoMoLo- und zusätzliche UniverSaale pädagog*innen sowie drei Schüler*innen als Co-Workshopleiter*innen und an die Seite gestellt, das heißt via Videokonferenz zusammengeschaltet. Die Teilnehmer*innen, die sich in der Notbetreuung befanden, konnten das Projekt in der Schule wahrnehmen. Und für die Schüler*innen, die (getrennt nach A und B Wochen) vormittags in der Schule waren, standen auch in der Gartenpause Einräder und Jonglage-Material zum Üben zur Verfügung.

Vorgefertigte Themen gab es in den Gruppen nicht. Der Inhalt der insgesamt sechs Einheiten wurden mit den Workshopleiter*innen direkt live abgestimmt. Die Workshops verliefen sehr experimentell, wobei aber trotz der räumlichen “Beschränktheit” auf den Bewegungsaspekt geachtet wurde. Warm ups und kleine Übungen sorgten dafür, dass auch der sportliche Aspekt nicht zu kurz kam. Was dann individuell folgte, war vom Ausprobieren und Grundlagenvermittlung verschiedener Disziplinen geprägt: Es wurden Mimiken und Rollen erarbeitet, mit Tüchern oder Gegenständen wie Pfannen experimentiert, das Spiel mit der Kamera und das gemeinsame Agieren via Zoom ausprobiert, Elemente aus Jonglage, Pantomime, Clownerie und Akrobatik kamen je nach Gruppe zum Einsatz. Es ging uns bei diesem Zirkusprojekt weniger um Tricks-erlernen, sondern darum, den Zugang zur Kunstform Zirkus zu legen und zu zeigen, wie man mit dem Körper und alltäglichen Dingen kleine Geschichten erzählen kann.

Das Projekt hat Möglichkeiten eröffnet, den Bildschirm kreativ zu nutzen und auch unter erschwerten Bedingungen eine bzw. acht Gemeinschaftsperformances einzuüben. Der Schreibtisch wurde umgewertet, der Arbeitsplatz neu genutzt, das eigene Zimmer als Bühne umfunktioniert und mit dem Einbezug von Alltagsgegenständen konnte das Zuhause neu entdeckt werden. Es zeigte sich auch, dass einige Schüler*innen vor dem Kameraauge unbefangener agierten, als es auf einer Bühne vor Publikum der Fall wäre. Und noch einen wichtigen Aspekt fügt Maja Frank hinzu: „Die Schüler*innen hatten durch dieses Projekt auch mal die Möglichkeit, eine freie, spielerische und aktive Zeit vor dem allgegenwärtigen Arbeitsmittel Camputer zu verbringen“. Das Experiment “Screen as a Stage” hat also funktioniert, aber dennoch gezeigt, dass der unmittelbare Kontakt zwischen Zirkusdarsteller*in und Zuschauer*in nicht gänzlich ersetzt werden kann. Echte Begegnung, Mimik und Körpergefühl können am Bildschirm nicht 1:1 übertragen werden. „Letztendlich war dieses Projekt trotz intensiver Vorplanungen und sehr gut abgedeckter Begleitung reine Improvisation“ fasst Maja Frank zusammen. Aber auch die Fähigkeit, Dinge „mal laufen lassen zu können“, ist eine wertvolle Erfahrung, die Schule vermitteln kann.

Das Projektfinale stand schließlich am 22. April in Form einer digitalen Filmpremiere an. Dazu wurde ein Film gezeigt, indem Sequenzen der acht Gruppen zusammengeschnitten waren, mit Musik und kleinen Animationen von unserem Cutter Henrik unterlegt, um einen Einblick in den Verlauf und die Ergebnisse der Workshops zu bekommen. Die beteiligten Schüler*innen und Eltern bekamen ein zirkusbuntes Potpourri zu sehen aus kleinen artistischen Tricks, Body-Performances, Clown-Einlagen, Pantomime, witzigen kleine Geschichten oder Zaubereien. Zum Teil sind dabei richtige kleine Videokunstwerke entstanden. “Die Premiere hatte schon ein bisschen Popcorn-Feeling”, resümiert Franziska Renk. Dass zum Schluss die Schüler*innen mit ihren Eltern gemeinsam vorm Bildschirm saßen, hatte dann trotz der digitalen Ferne etwas Verbindendes.

Vielen Dank an den Circus MoMoLo und seine Workshopleiter*innen, die sich mit uns auf dieses Projekt eingelassen haben! Vielen Dank an unsere Schüler*innen und ihre Offenheit und Ideen. Vielen Dank unseren Eltern für die Unterstützung und an die Maßnahme “Kulturagent*innen Thüringen” der LKJ THüringen , die uns mit dem “Kunstgeld” dieses Projekt ermöglicht haben!

veröffentlicht am 28. April 2021