Querwege e. V.

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Eröffnung der ersten inklusiven QuerWege-WG in Jena: Die Welt ein Stück gerechter machen

(Diesen Inhalt gibt es leider noch nicht in leichter Sprache. Wir arbeiten gerade daran.)

Vor über zwei Jahren kamen einige Eltern (z.T.) ehemaliger Schüler der UniverSaale auf uns zu. Sie hatten eine Vision: eine alternative Wohnform für ihre Söhne mit Behinderung, die ihnen ein möglichst selbstbestimmtes, gemeinschaftliches Leben außerhalb des Elternhauses ermöglichen sollte. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit für Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen. Sie suchten daher einen Träger, der die sozialpädagogische Betreuung und Assistenz übernimmt. Mit dieser Idee stießen sie bei uns auf offene Ohren, obwohl das Thema Neuland für uns war und es in Jena noch keine inklusive Wohngemeinschaft gab. »Aber es stand fest: Wir wollten sie einfach darin unterstützen, was für andere selbstverständlich ist«, erinnert sich Anke Protze vom Vorstand. »Wir nahmen Kontakt zum Verein Wohn:Sinn auf und erfuhren dort von vielen Beispielen gelungener inklusiver Wohnformen: Das machte uns Mut.«

Der Vorstand ließ sich beraten und organisierte erste Gespräche mit Eltern sowie Mitarbeitenden des Fachdienstes Soziales. Schnell war klar: Ein wichtiger Meilenstein ist es, ein geeignetes Wohnobjekt zu finden. Eine Wohnung, die ausreichend Platz für mindestens sieben Bewohner*innen bietet, barrierearm ist und gleichzeitig gut in ein Wohnumfeld eingebettet liegt. Mit jenawohnen wurde ein toller Partner gefunden, der in der Friedrich-Zucker-Straße in Jena-Winzerla ein Wohnhaus sanierte, in dem vier kleinere Wohnungen zu einer großen, WG-tauglichen Einheit zusammengeführt werden sollten – ein idealer Ort für unser gemeinsames Vorhaben!

Es folgten Vertragsverhandlungen mit jenawohnen, Absprachen mit dem Projektteam für den Umbau, die Erstellung von Kosten- und Finanzierungsplänen, die Beantragung von Fördermitteln, die Erstellung von Untermietverträgen, Organisation von Treffen der zukünftigen Bewohner – und unzählige weitere kleine wie große Aufgaben. Besonders beeindruckend war der unermüdliche Einsatz der Eltern, vor allem der Mütter: Sie organisierten die Erstausstattung, beantragten Gelder, schalteten Anzeigen für potenzielle Mitbewohner*innen. Im September war die Wohnung dann bezugsfertig.

QuerWege fungiert als Vermieter, der mit allen Bewohner*innen Untermietverträge geschlossen hat sowie als Arbeitgeber für 5 Betreuungspersonen, die fest angestellt oder mit Minijob als Team die Begleitung des WG-Lebens übernehmen. Die finanzielle Grundlage für die Betreuung ist das persönliche Budget, das vom Fachdienst Soziales an die jungen Männer als Form der Eingliederungshilfe gezahlt wird. Mit diesem Budget wird QuerWege beauftragt sozialpädagogische Unterstützung zu leisten: Tagesablauf strukturieren, einkaufen, WG-Regeln ausarbeiten und umsetzen, hauswirtschaftliche Tätigkeiten koordinieren aber auch das soziale Miteinander gestalten. Diese Unterstützung wird vor allem morgens, nachmittags und abends sowie am Wochenende geleistet, da die jungen Menschen mit Behinderung tagsüber einer Beschäftigung nachgehen oder in Ausbildung sind. Auch Ehrenamtliche helfen mit und begleiten z.B. auf Freizeitaktivitäten am Wochenende.

Die Wohngemeinschaft bietet Platz für 7 Personen in individuellen Zimmern zwischen 12,5 und 21 m². Ergänzt wird das Wohnangebot durch eine große Wohnküche, einen großzügigen Gemeinschaftsraum, vier Bäder, ein kleines Büro und einen Kellerraum. Eine barrierefreie Terrasse ist noch in Planung. Seit September füllt sich die schöne, großzügige Wohnung mit den neuen Bewohner*innen. Neben den 5 jungen Menschen mit Behinderung sind inzwischen zwei Studentinnen eingezogen, die gemeinsam diese noch seltene Form des inklusiven Zusammenlebens gestalten wollen.

Am 10.11. wurde die WG offiziell eröffnet. Anke Protze und Simone Rost vom QuerWege e.V. freuten sich sehr, diesen Meilenstein zusammen mit allen, die dabei unterstützt haben, und natürlich mit den Bewohner*innen und Familien, den neuen Kolleg*innen und einigen Nachbarn zu feiern. Und so kam man unkompliziert miteinander ins Gespräch und lernte sich kennen. Neben Frau Wolf, Fachdienstleiterin des Sozialamts und Frau David-Eckert vom jenawohnen Sozialmanagement nahm auch Hr. Woytas, Bauleiter für das Projekt, an der Eröffnung teil. Neben Dankesworten fasste Anke Protze die Vision nochmal zusammen: »Dieser Ort soll mehr sein als die erste Wohnung ohne Eltern. Hier soll eine Wohngemeinschaft entstehen, die Selbstständigkeit ermöglicht – die nicht selbstverständlich ist – und die Begegnung verschiedener Menschen fördert. Mit solchen Wohnformen wird die Welt ein kleines Stück gerechter.«

veröffentlicht am 12. November 2025