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Gesamtschule UniverSaale
Projekt zu Täterort beim Klang der Stolpersteine 2025
(Diesen Inhalt gibt es leider noch nicht in leichter Sprache. Wir arbeiten gerade daran.)
Ein Haus ist ein Haus. Oder? Stein auf Stein ohne Absicht und Bewusstsein, nicht wahr? An der Kahlaisichen Str.1 steht ein graues großes Gebäude, über 100 Jahre alt, unscheinbar für Betrachter*innen. Dass dieses Gebäude jedoch ein Täterort des Nationalsozialismus ist, daran erinnert nichts. Genau das wollen Schüler*innen des 11. Jahrgangs der UniverSaale ändern. Denn ein Haus ist mehr als nur Wände und Dach, es kann erzählen, bezeugen und mahnen.
Das, was in den Räumen zwischen den Jahren 1933 bis 1945 vor sich ging, ist eng verbunden mit der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten, deren Verbrechen und deren Wahnsinn, der sich heute leider wieder in einigen Köpfen breitmacht.
Hier befanden sich seit 1933 Räumlichkeiten für Institute hochrangiger Vertreter der pseudowissenschaftlichen Rassenlehre: von 1933 bis 35 die »Anstalt für Menschliche Züchtungslehre und Vererbungsforschung« und ab 1935 das »Institut für Menschliche Erbforschung und Rassenpolitik«. Die Umbenennung des Instituts ist ein gutes Beispiel für die fortschreitende Verharmlosung und Beschönigung dessen, was hinter den Wänden dieses Gebäudes »geforscht« wurde. Der Institutsdirektor Prof. Dr. Karl Astel war ein überzeugter hochrangiger Nationalsozialist. Er bekräftigte mit seiner rassekundlichen »Forschung«, die an dieser Stelle stattfand, die ideologische Rechtfertigung für Massenmorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Nationalsozialismus. Auch eugenische »Erbgesundheitsmaßnahmen«, etwa Zwangssterilisationen, wurden u.a. mit seiner Arbeit legitimiert. Es ging ihm um das Aussortieren von Menschen und die Neuzüchtung einer arischen Rasse.
Die Aufgabe des Jenaer Institutes an der Kahlaischen Straße 1 bestand in Kooperation mit dem Landesamt in Weimar vor allem darin, alle notwendigen erbbiologischen, bevölkerungs- und rassenpolitischen »Gesetze, Maßnahmen und Methoden weltanschaulich, wissenschaftlich und politisch als zentrale Stelle zu unterstützen und durchzuführen, gegebenenfalls auch vorzubereiten und zu erproben, zu verbessern und neu zu ersinnen«, schreibt der Jenaer Prof. Dr. Uwe Hoßfeld von der Uni Jena. An diesen ist Victoria Lorenz, Fachlehrerin für Geschichte des 11. Jahrgang der UniverSaale, gemeinsam mit den Schüler*innen herangetreten, um wissenschaftliche Begleitung für die Erstellung einer Gedenktafel an der Kahlaischen Straße zu erhalten.
Von August bis November beschäftigten sich die Schüler*innen im Rahmen des jährlichen Engagements für den Klang der Stolpersteine mit diesem Ort. Da nichts auf dieses Kapitel des Hauses hinweist, wollten sie das ändern, damit mehr Menschen in Jena davon erfahren. Die Zustimmung der Uni Jena, der das Haus gehört, bekamen sie. Mehrere Entwürfe für eine Tafel wurden verfasst und immer wieder präzisiert, damit jedes Wort passt und beweisbar ist. Gleichzeitig war es den Schüler*innen bei diesem Projekt wichtig, dass das Gedenken, ob punktuell als Station beim Klang der Stolpersteine, oder eben als dauerhafte Gedenktafel, emotional ist. Keine einfache Aufgabe, wie sich herausstellte.
Am 9.11., zum jährlichen Klang der Stolpersteine, bei dem auch parallel zwei Schüler*innengruppen des 11. Jahrgangs zwei Stolpersteine in der Neugasse begleiteten, fand daher erstmal ohne Tafel eine Aktion an ebendiesem Ort statt. Im nächsten Schritt soll diese dann realisiert und angebracht werden.
Ein großer Dank geht an Till Noack, einem Mitorganisator des Klangs der Stolpersteine, der die Idee hatte, diesen Ort neu in das Programm aufzunehmen und uns bei dieser nicht allzu leichten Herausforderung immer wieder motiviert hat.
veröffentlicht am 17. November 2025