Querwege e. V.

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Ein weiterer Meilenstein für inklusive Bildung: Das Modellprojekt an der Schillerschule

(Diesen Inhalt gibt es leider noch nicht in leichter Sprache. Wir arbeiten gerade daran.)

In Jena setzt sich in enger Kooperation von Entscheidungsträgern, Trägern der Hilfen und verschiedener Schulen ein innovatives Vorhaben in Bewegung. Es werden an insgesamt 3 Jenaer Schulen Modellprojekte durchgeführt, um die Rahmenbedingungen für gelingende Schulbegleitung für alle Parteien zu verbessern. Wir, der QuerWege e.V. werden ab dem kommenden Schuljahr das Modellprojekt im Bereich der Schulbegleitung an der Schillerschule umsetzen.

Die Genesis des Projektes

Die Wurzeln des Projekts reichen zurück zu den ersten Überlegungen von Herrn Klockau, ehem. Leiter des Integrationsdienstes Jena, die auf eine signifikante Verbesserung der individuellen Unterstützung und der Rahmenbedingungen im gemeinsamen Unterricht abzielten. Der Fokus lag dabei auf einem effizienteren Einsatz von Schulbegleitpersonen, um eine stabilere Präsenz vor Ort zu gewährleisten. Obwohl die ursprüngliche Initiative nicht umgesetzt wurde, legte sie den Grundstein für das heutige, umfassende Modellprojekt.
Ein entscheidender Wendepunkt war das Bekenntnis der Schillerschule an einem neuen Modellprojekt teilzunehmen, lange bevor die Stadtverwaltung ihre Initiative startete. Die Gespräche zwischen den Beteiligten ebneten den Weg für die Planung eines Modellprojekts, dass nicht nur an einer, sondern an drei Schulen mit unterschiedlichen Trägern implementiert werden sollte. Mit der Übernahme der Aufgabe des Leistungserbringers an der Schillerschule, wird eine neue Stufe der Koordination und Qualitätssicherung eingeläutet.

Die Rolle von QuerWege als Wegbereiter

Als Leistungserbringer spielt QuerWege e.V. eine Schlüsselrolle in der Umsetzung und Gestaltung dieses ambitionierten Projekts. Unser Verein bringt nicht nur umfangreiche Erfahrungen aus vorangegangenen Modellprojekten (Kulturanum und Wenigenjenaer Gemeinschaftsschule von 2018 -2021) mit, sondern auch eine tief verwurzelte Überzeugung in die Kraft der Inklusion und die Bedeutung individuell angepasster Bildungsunterstützung.
Unser Ansatz basiert auf dem Prinzip, dass jedes Kind einzigartige Bedürfnisse und Potenziale hat, die es zu erkennen und fördern gilt. Im Modellprojekt an der Schillerschule übernehmen wir somit nicht nur die Verantwortung für die operative Umsetzung der Schulbegleitung, sondern auch für die konzeptionelle Weiterentwicklung des Supports. Dies beinhaltet die enge Zusammenarbeit mit den Schulen, der Stadtverwaltung und anderen Trägern, um ein kohärentes und effektives System der Unterstützung zu gewährleisten, dass sich flexibel an den Bedürfnissen der Schüler*innen orientiert.

Innovative Schritte zur Förderung der Inklusion

Das Modellprojekt zeichnet sich durch seinen innovativen Ansatz aus, der nicht ausschließlich einzelne Fallhilfen, sondern einen flexiblen Stundenpool als Summe aller bewilligten Fachleistungsstunden vorsieht. Dieser kann individuell und bedarfsgerecht für die Umsetzung des konkreten Arbeitsauftrages von Schulbegleitung genutzt werden, was eine deutliche Abkehr von starren Strukturen bedeutet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, mit regelmäßigen Treffen des Schulbegleitungsteams, um eine enge Abstimmung und optimale Vorbereitung zu gewährleisten.
Ein Kernelement des Projekts ist die Novellierung präventiver Arbeit, die eng mit dem Leitbild von QuerWege verknüpft ist. Die Neuausrichtung des Verständnisses von Schulbegleitung und präventiver Arbeit zielt darauf ab, frühzeitig Unterstützung dort zu leisten, wo sie durch dringende Bedarfe nötig ist und somit tiefergreifende Schwierigkeiten zu vermeiden. Dies eröffnet die Möglichkeit, flexibel auf die Bedürfnisse von Kindern zu reagieren, die noch keinen offiziellen Bescheid erhalten haben, aber erkennbare Unterstützung benötigen.
In der Vergangenheit und in unserer Arbeit im Bereich der Schulbegleitung außerhalb der Modellprojekte beispielsweise, gestaltet sich der Übergang von der Kita zur Schule als besonders häufig entstehende Lücke. Kinder, die in der Kita bereits über eine Eingliederungshilfe verfügten, bekommen diese ausschließlich nach einem bestimmten Gutachten-Verfahren für die Grundschule bewilligt. Aufgrund langer Bearbeitungszeiten wird eine Bescheidung ab Tag 1 in der Schule in den seltensten Fällen bewilligt. Die Systeme Schule und Familie stehen somit über mehrere Monate hinweg, bis zum Abschluss des Verfahrens und bewilligter Bescheidung, vor einer enormen Mehrbelastung. Die betroffenen Kinder sind im Übergang dieser Lebensphasen vollkommen unzureichend unterstützt und treffen auf ein durch administrative Hürden überlastetes System, in dem sie Fuß fassen sollen – ein Paradoxon.
Die konstruktive Kooperation zwischen Schule, Familie, Entscheidungsträger und den Fachkräften der Leistungserbringer – an der Schillerschule uns – im Rahmen des Modellprojekts, findet dafür geeignete Lösungen, die Verbesserung für alle Beteiligten versprechen und den Fokus auf das wirklich essenzielle zentrieren – bedarfsgerechte Hilfen.

Die Ziele: Inklusion und Qualität

Das Modellprojekt an der Schillerschule strebt danach, die Lücke zwischen dem Bedarf an Unterstützung und dem Beginn der offiziellen Hilfe somit zu schließen. Durch die Bereitstellung sofortiger, flexibler Hilfe können Kinder erfolgreich in ihre schulische Laufbahn starten. Dieses Vorhaben unterstützt nicht nur den Übergang in die Schule, sondern fördert auch die Inklusion und schafft ein positives Lernumfeld für alle Schülerinnen.
In der Schulbegleitung geht es allgemein um die Förderung eines strukturierten und rhythmisierten Schulalltags für die Leistungsempfänger
innen, mit dem Endziel der eigenständigen Teilhabe ohne zusätzliche Unterstützung. Dazu gehört die vollständige Integration in den Klassenverband, Teilnahme und Teilhabe an gemeinschaftlichen Aktivitäten und der Ausbau sozialer und lebenspraktischer Kompetenzen.

Im Modellprojekt wird eine geschlossene Versorgung sichergestellt, die durch ihre Neuausrichtung der Einsatzmöglichkeiten und Teamzusammensetzung nachhaltig ansetzt:
  • Für den Zeitraum des Modellprojekts gibt es 2 fest zugewiesene Sozialarbeiter*innen für die Schule, um Wissen zu bündeln
  • Das Budget ist für den Zeitraum von 2 Jahren ganzheitlich finanziert und basiert auf der Summe aller Einzelfallbescheide. Klassenfahrten, Wandertage und Exkursionen sind grundsätzlich miteingeplant und müssen nicht gesondert beantragt werden
  • Unter den 3 Trägern der Modellprojekte wird eine Kommunikationskultur angestrebt, um sich gemeinsam relevanten Aufgaben zu stellen.
  • Die Teams an den Modellprojektschulen gehören ausschließlich zum jeweiligen Leistungserbringer und ermöglichen so eine vollumfängliche Zusammenarbeit und Gestaltung dieser mit der jeweiligen Schule
  • Die Schulbgeleiterinnen werden unabhängig von Fehlzeiten einzelner Schülerinnen in die schulischen Abläufe integriert, sodass flexible Vertretung gewährleistet wird. Das Personal wird somit fester Bestandteil der Schule, sodass eine höhere Identifikation mit dem Berufsbild und dadurch höhere Zufriedenheit erreicht werden können
    Durch die enge Zusammenarbeit von Schule, Trägern und Stadtverwaltung sowie die Schaffung einer gemeinsamen Kommunikationskultur wird eine Atmosphäre geschaffen, in der Bedenken und Unsicherheiten sensibel aufgefangen werden können. Dies alles geschieht mit dem Ziel, Bürokratie und Administration zu reduzieren und die direkten Leistungen bei den Schüler*innen zu maximieren.

Konkrete Schritte hin zur Inklusion im Bildungsbereich

Das Modellprojekt stellt nicht nur ein Bekenntnis zu inklusiver Bildung dar, sondern definiert auch konkrete Schritte, wie diese Vision Realität werden kann:

  1. Flexibilität in der Unterstützung: Die Einführung eines flexiblen Stundenpools statt fester Einzelfallhilfen ermöglicht es, Unterstützung dynamisch und bedarfsgerecht anzupassen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um auf die individuellen Anforderungen der Schüler*innen eingehen zu können.
  2. Präventive Arbeit: Durch frühzeitige Interventionen und präventive Unterstützung zielen wir darauf ab, potenzielle Schwierigkeiten zu erkennen und anzugehen, bevor sie sich zu ernsten Problemen entwickeln. Dieser Ansatz unterstützt Kinder insbesondere in Übergangsphasen, wie dem Wechsel von der Kita in die Schule.
  3. Erhöhung der Präsenz vor Ort: Durch eine stärkere und regelmäßige Anwesenheit der Schulbegleitpersonen an den Schulen wird nicht nur die direkte Verfügbarkeit erhöht, sondern auch eine tiefere Verbindung zum schulischen Umfeld und den Schüler*innen geschaffen.
  4. Verbesserte Kommunikationskultur: Ein zentrales Element für den Erfolg des MP Modellprojekts ist die Etablierung einer offenen, transparenten und effektiven Kommunikationskultur zwischen allen Beteiligten – Schulen, Trägern, Stadtverwaltung und nicht zuletzt den Familien der Schüler*innen.
  5. Kontinuierliche Evaluation und Anpassung: Um die Wirksamkeit des Modellprojekts sicherzustellen und kontinuierlich zu verbessern, setzen wir auf regelmäßige Evaluationen und ggf. Anpassungen basierend auf Feedback und Erfahrungen aus der Praxis.

QuerWege e.V. ist stolz darauf, als Leistungserbringer Teil dieses innovativen Projekts zu sein. Unsere Mission ist es, durch das Modellprojekts an der Schillerschule ein Modell zu schaffen, das nicht nur an dieser Schule, sondern auch darüber hinaus als Vorbild für inklusive Bildung dienen kann.
Mit einem klaren Bekenntnis zu Qualität, Individualität und Teilhabe arbeiten wir daran, Barrieren im Bildungssystem abzubauen und jedem Kind die Unterstützung zu bieten, die es benötigt, um sein volles Potenzial zu entfalten. Das Modellprojekt an der Schillerschule ist ein bedeutender Schritt auf diesem Weg, und wir freuen uns auf die gemeinsame Reise hin zu einer inklusiveren Bildungslandschaft.

veröffentlicht am 14. Juni 2024