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Wenn das Bauhaus in der UniverSaale Wellen schlägt: Praktischer Kunstkurs des Jg. 12 und 13
Seit Schuljahresbeginn bestimmt das 100–jährige Bauhaus-Jubiläum und die richtungsweisenden Stilmittel, Kunsttheorien und Designerrungenschaften dieser Bewegung den Kunstkurs des Jahrgangs 12 und 13. Passend zum 10–jährigen UniverSaale-Jubiläum, welches vom 8.-12. Juni 2020 begangen wird, hatte Kunstlehrerin Suselin Schwedas ihren 18 Schüler*innen die Aufgabe gestellt, unter dem Jubiläumsmotto “Wir schlagen Wellen” Objekte und Schaustücke in Bauhaus-Manier herzustellen.
Zu Beginn des Kurses, welcher das gesamte erste Halbjahr im Kunstunterricht bestimmte, stand der Besuch des Bauhaus-Museums in Weimar auf dem Programm. Im Unterricht beschäftigten sich die Schüler*innen dann mit der Geschichte und Philosophie der Kunstströmung sowie der Gestaltungslehre anhand historischer Vorkursübungen und der typischen Formensprache in den verschiedenen Werkstatten. Die Schüler*innen hielten u.a. in Kleingruppen selbst konzipierte Schulstunden verknüpft mit praktischen Übungen. Thematisch unterteilt in die Bauhaus-Werkstätten Fotografie, Bühne, Reklame, Architektur, Möbel, und Metall arbeiteten die Schüler*innen danach zu dritt an der gestalterischen Umsetzung der Aufgabe, Gebrauchskunst zu entwerfen, welche für das Schuljubiläum genutzt werden kann.
Gestern wurden vor Mitschüler*innen, Organisatoren des Schuljubiläums und anderen Interessierten die Ergebnisse präsentiert:
In der Bühnenwerkstatt entstanden im Verlauf des Halbjahres zwei Kostüm-Entwürfe, wovon ein Modell gezeigt wurde. Es handelte sich um ein originelles Kleidungsstück bestehend aus Bluse und eckigem Karton-Rock, das sich dem Thema „Welle“ aus technisch-physikalischer Sicht nähert. Die verwendeten Elemente bestehen aus recyceltem Technik-Müll, den KSJ zur Verfügung gestellt hat. Dargestellt ist das Stadtbild von Jena, inklusive Saale (die durch eine Lichterkette beleuchtet werden kann) und Zugangsstraßen. Eine Seite des Rocks wurde mit einer Leiterplatte versehen, welche die moderne Datenverarbeitung an unserer Schule symbolisieren soll. Eine andere Seite ziert eine ausrangierte Tastatur, die laut der Künstlerin für die besondere Kommunikation steht, die an unserer Schule mit ihrer sehr heterogenen Schülerschaft steht. Schmuckstücke wie Gürtel und Kabel an der Bluse runden das Kostüm, stimmig im technikkühlen Blau und Weiß gehalten, ab.
Die Gruppe, welche sich mit Architektur beschäftigt hat, bekam professionelle Unterstützung vom Architekten Bernd Wienstroer. Mit seiner fachlichen Expertise und viel Spaß am gemeinsamen Denken und Tüfteln entstand ein alternatives Schulmodell, dass in Modulbauweise eine lichtdurchflutete und durchdachte Raumanordnung zeigt, bei dem auf großzügige Lern- und Begegnungsräume genauso geachtet wurde, wie auf das Element „Welle“ welches sich in der Architektur widerspiegelt. Sollte es mal ein zweites Schulgebäude für die UniverSaale geben, wäre das eine fundierte Ideen-Grundlage.
Die Möbel-Werkstatt bekam ebenfalls fachliche Unterstützung. Ihnen stand der Künstler Robert Krainhöfner zur Seite, der sie beim Bau von Modellen und einem Hocker-Prototypen in Leichtbauweise unterstütze. Dabei wurde mit verschiedenen Materialien experimentiert und Fertigkeiten ausprobiert. Am Anfang stand die Überlegung, aus den QuerWege-Quadraten des Logos funktionale Möbelstücke zu bauen. Im Prozessverlauf kam die Idee auf, einen Hocker, der durch gefaltete Flächen das „X“ – als römische Ziffer für das zehnjährige Jubiläum – abbildet, zu konstruieren. Die Leichtigkeit und Stabilität des Hockers überzeugte bei der Präsentation sehr.
Auch die Metallbau-Werkstatt bekam Unterstützung von Robert Krainhöfner. Sie schätzen ebenfalls die offene Arbeitsatmosphäre in seiner Werkstatt, sein Fachwissen und die Möglichkeit mit verschiedenen Materialien zu arbeiten. In dieser Gruppe entstanden Modelle zu Metallskulpturen sowie ein praktisches Beispiel für einen Notizzettelhalter – hergestellt aus der Grundform eines Kreises und dank durchdachter Schnitte und Falzung ein cleverer Prototyp, der analog zum Bauhaus-Gedanken auch in Serie gehen könnte.
Die Werkstatt Werbung/Reklame hatte den konkreten Auftrag, ein Plakat bzw. eine Einladungskarte für das Schuljubiläum zu entwerfen. Das Motto „Wir schlagen Wellen“ war auch bei diesen drei Schüler*innen richtungsweisend. Gleichzeitig wurden Bauhaus-Elemente und die typische Formensprache in die Entwürfe integriert. Dabei lernten sie auch Grafikprogramme kennen und mussten ganz anwendungsbezogen Kunst in den Dienst der Informationsvermittlung stellen.
In der Fotowerkstatt experimentierte die Gruppe mir den Möglichkeiten der Digitalfotografie, lernte Techniken und Perspektiven kennen und versuchten das Thema “Wellen” z.B. mit verzögerten Belichtungszeiten darzustellen. Sie hatten außerdem die Idee, aus vielen Detailbildern, die sie im Schulhaus unter dem Motto „Welle“ schossen, eine Collage zu erstellen.
Insgesamt gefiel den Schüler*innen die Freiheit im Denken und das Ausprobieren in diesem Kunstkurs sehr. Die Hilfestellung durch externe Fachleute, neben Bernd Wienstroer und Robert Krainhöfner auch QuerWege-Grafiker Martin Hirschmann und Fotograf Alexander Knüpfer (der gleichzeitig auch Pädagoge an der UniverSaale ist), war sehr gewinnbringend und ermöglichte teils tiefgründiges fachliches Eintauchen in die Materialien und Arbeitsweisen. Auch für Kunstlehrerin Suselin Schwedas war dieses experimentelle Arbeiten in Kleingruppen etwas ganz Besonderes. Auf dem Weg ins Ausbildungs- bzw. Berufsleben konnten den Jugendlichen damit auch wertvoller Input und Anregungen mitgegeben werden.
Die Schaustücke und Objekte sollen beim Schuljubiläum gezeigt werden und z.B. für Werbung zum praktischen Einsatz kommen.
Ein großes Dankeschön geht auch an Sandra Werner vom Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“, wodurch wir Kunstgeld zur finanziellen Unterstützung zur Verfügung hatten.
veröffentlicht am 27. Februar 2020