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Die Rolle unserer Schülersprecher*innen: Als Mitgestaltende, Sprachrohre und Streitschlichtende fest integriert im Schulalltag
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Seit über 20 Jahren mischen die Kinder an unserer Integrativen Ganztagsgrundschule selbst kräftig mit. Demokratische Mitgestaltung, Selbstwirksamkeit, ein wertschätzendes Miteinander und die Einbeziehung aller Akteur*innen ist uns an der SteinMalEins sehr wichtig – das ist in unserem Schulkonzept und den Leitlinien des Trägervereins QuerWege fest verankert. Daher kommt auch unseren Schülersprecher*innen eine bedeutsame Rolle in unserer Schulgemeinschaft zu.
Gleich zu Schuljahresbeginn findet eingebettet in unsere WUBAMI-Wochen ( = Wunderbares Miteinander) – die dem Ankommen, Kennenlernen und Zusammenwachsen der jahrgangsgemischten Stammgruppen dienen – die Wahl der Schülersprecher*innen statt. Die Kinder des 3. und 4. Jahrgangs nehmen als Kandidat*innen teil und werben mit einem selbstgestalteten Plakat in ihrer jeweiligen Stammgruppe um Stimmen. Dieser Prozess wird pädagogisch belgeitet, z.B. werden Bücher wie »Wählt mich« besprochen und gemeinsam die Aufgaben, welche die Schülersprecher*innen erfüllen sollen, festgelegt. Der Wahl an sich geht ein Podium voraus: Die Kandidat*innen stellen sich vor und beantworten Fragen ihrer Mitschüler\innen. Bei der Wahl werden in der Regel 2 Kinder pro Stammgruppe gewählt. An jedem unser beiden Grundschul-Standorte gibt es somit (mindestens) 8 Schülersprecher*innen. Stolz, Freude aber auch Enttäuschung über eine Nicht-Wahl wie auch Angst vor der neuen Aufgabe sind Gefühle, mit denen die Kinder dann möglicherweise umzugehen lernen müssen.
Die neu gewählten Kinder treffen sich nun regelmäßig zum Schülersprecher*innen-Seminar. Diese wichtigen Zusammenkünfte dienen dazu, die Woche in der Stammgruppe Revue passieren zu lassen, zu schauen, welche Themen im Schulalltag aufgetaucht sind, was es zu besprechen gilt und welche Ideen die Schülersprecher*innen gesammelt haben. Im vergangenen Schuljahr war z.B. die Pausengestaltung ein großes Thema. Konkret ging es dabei um Fragen wie: Sollte es feste Pokémon-Kartenspielzeiten und -Regeln geben? Wie können wir jüngere Spieler*innen unterstützen? Den Schülersprecher*innen war es auch wichtig, sich in die Gestaltung von Festen einzubringen und eigene Beiträge zu liefern. Daher waren auch das Osterfest und das Sommerfest Thema bei den Zusammenkünften.
Außerdem sind sie das Sprachrohr für ihre Mitschüler*innen. Wenn es z.B. darum geht, welche Exkursionen gewünscht sind, kommunizieren sie mit der Schulleitung. Bei Tagen der offenen Tür übernehmen sie Führungen durchs Schulhaus, und auch eine Führung auf Video für interessierte Eltern ist durch ihre Hilfe schon in der Vergangenheit entstanden.
Ein zweiter wichtiger Teil ihrer Arbeit ist ihre Rolle als Streitschlichter*innen. Die Kinder durchlaufen dafür ein Extra-Programm, wie eine Ausbildung. Im Zentrum stehen dabei die Fragen: Wie schlichtet man Streit? Wie findet man gemeinsame Lösungen für ein Konflikt? Sie lernen in Rollenspielen Regeln kennen (Wie funktioniert aktives Zuhören? Warum sind Beleidigungen tabu?) und Fragen, wie man der Ursache eines Streits auf den Grund geht. Ein Konflikt, der im letzten Schuljahr bearbeitet wurde, war der Sportunterricht: Dort kam es vor, dass einige Kinder immer besonders laut waren und andere beim Unterricht gestört haben. Gemeinsam wurde einen Vorschlag erarbeitet, wie man die Gruppe besser einteilen könnte und dieser Vorschlag wurde per Brief der Schulleitung unterbreitet. So wurde es dann auch umgesetzt.
Die Streitschlichtungs-Kompetenz der Schülersprecher*innen ist bei den anderen Kindern sehr gefragt. Oft kommen diese auf sie zu, manchmal sehen sie die Konflikte auch selbst und schalten sich ein. Auch von den Pädagog*innen wird ihre Kompetenz gerne in Anspruch genommen.
Die Schülersprecher*innen fühlen sich ernst genommen und wichtig. Sie werden befähigt, selbstwirksam zu werden, lernen Handlungsmöglichkeiten bei Problemen kennen und wie man gut kommuniziert, sowie welche Schritte man geht, um eine Aufgabe zu bewältigen. »Es ist schön, dass man anderen helfen kann,« erzählt Helene und Leon ergänzt: »Es macht Spaß, eine Aufgabe zu haben, die verpflichtend ist.« Viele der aktuellen Schülersprecher*innen können sich gut vorstellen auch in der weiterführenden Schule Verantwortung zu übernehmen und ihr Umfeld mitzugestalten.
Für die Schule und den Trägerverein QuerWege ist diese Form der gelebten Mitbestimmung sehr wichtig. Die Pädagog*innen schulen die Kinder in der Streitschlichter-Ausbidlung, unterstützen sie bei ihren wöchentlichen Treffen wie auch bei Vorbereitungen z.B. für Feste und beim Briefe Schreiben. Sie gewähren ihnen aber viel Eigenständigkeit in der Umsetzung und Organisation. So haben die Kinder größtmögliche Freiheit in der Erfüllung ihrer Aufgaben und erhalten dadurch – auch bei Dingen, die nicht klappen – große Lernchancen, die wichtig sind für nachhaltige Demokratiebildung.
veröffentlicht am 14. Oktober 2024