Aktuelles
UniverSaale beim „Klang der Stolpersteine“ am 9.11.2021
Auch in diesem Jahr findet der “Klang der Stolpersteine” in Jena statt – über 45 Kurzkonzerte und Aktionen an Stolpersteinen und Gedankenorten für die Opfer der Nazizeit. Der 11. Jahrgang der UniverSaale Jena ist in diesem Jahr mit künstlerischen Aktionen an zwei Stolpersteinen präsent, die für Opfer der T4 Aktion gesetzt wurden (Unterm Markt Nr. 4 & Unterm Markt Nr. 7). Die Schüler*innen haben sich in einem Geschichtsprojekt intensiv mit Stolpersteinen und Erinnerungskultur auseinander gesetzt und sich dabei auch dem Thema Kindereuthanasie im Dritten Reich und dem Umgang mit Schuld gewidmet.
Parallel dazu haben sich auch Schüler*innen des Carl-Zeiss-Gymnasiums mit dem Fall des bekannten Jenaer Kinderarztes Jussuf Ibrahim auseinandergesetzt. Dazu wird es in der Kochstraße (am Standort der alten Kinderklinik) eine Gedenkaktion mit anschließendem Kurzkonzert geben - für die Kinder, die wegen ihrer Behinderung von Jena in den Tod nach Stadtroda überwiesen wurden.
Mehr zum “Klang der Stolpersteine: Hier
veröffentlicht am 05. November 2021
Endlich wieder Crosslauf
Wir haben uns riesig gefreut, dass dieses Jahr wieder der Jenaer Herbst-Crosslauf am 5. Oktober stattfgefunden hat. Zahlreiche Schüler*innen der 5./6. Klasse der UniverSaale haben daran teilgenommen. Im Sportunterricht haben wir im Vorfeld Ausdauer und Laufen trainiert und beim Crosslauf mit guten Ergebnissen auf der 1100m langen Strecke geglänzt.
veröffentlicht am 25. Oktober 2021
Projekttage „Sexuelle Vielfalt“ an der UniverSaale: Schüler*innen stoßen Aufklärungsarbeit, Debatten und Ideen an
Was passiert, wenn eine Schule auf ihren Schüler*innenrat hört, brennende Themen von Jugendlichen ernst nimmt und sie dabei unterstützt, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen? Ein großartiger, fundierter, mutiger und bereichernder Projektag zum Thema „Sexuelle Vielfalt“, der an der UniverSaale jeweils für alle vier Stammgruppen des Jahrgangs 7/8 stattgefunden hat.
Aufgekommen ist das Thema bereits im Oktober im Schüler*innenrat. Gleichwohl es omnipräsent scheint, ist es auch mit großer Unsicherheit, starken Emotionen und polarisierten Haltungen besetzt. Ein wachsender Kreis von Schüler*innen machte sich mit Biologielehrerin Michaela Wilhelm-Görner, der Schulsozialarbeiterin Jessica Schoder-Liebig und Praktikantin Emily Best ab Januar an die herausfordernde Aufgabe, einen Projekttag zum Thema “geschlechtliche und sexuelle Vielfalt” zu organisieren. Sie fragten Expert*innen für Impulsvorträge und fachliche Begleitung an, erarbeiteten Stationen für ihre Mitschüler*innen, bereiteten Gesprächsrunden, sichteten Film- und Lesematerial und starteten eine Umfrage im gesamten QuerWege e.V. auf der Suche nach diversen Geschichten aus diesem Spektrum. Ihre Motivation, die die Gruppe zum einen aus eigenen biografischen Erfahrungen zogen als auch aus einer generellen Neugier und Offenheit ihrer Generation, beschrieben sie so: „In unserer Schule leben ganz verschiedene Menschen, jeder sieht anders aus und ist auch anders. Es gibt in unserer Gesellschaft viele Menschen, die diskriminiert werden, nur weil sie „anders“ sind und nicht in herkömmliche Rollenbilder passen. Wir wollen unsere Mitschüler*innen über dieses Thema aufklären und ihnen zeigen, dass es nicht nur Mann und Frau gibt.“
In die intensiven Vorbereitungen steckten die Schüler*innen viel Freizeit und verbrachten dafür viele Stunden in Zoom-Chats. Erst kurz vor der Durchführung konnten sie auch vor Ort in der Schule zusammenkommen. Die insgesamt vier Projekttage fanden am 22.6 bis 15.7. glücklicherweise wie geplant statt. Die Orgagruppe übernahm dabei die Moderation, die Betreuung am Infostand und die Leitung von Diskussionsgruppen. Zu Gast waren Mitarbeiter*innen des „JuMäX e.V.“ und des Projekts „miteinanders“ vom „Vielfalt Leben QueerWeg Verein für Thüringen e.V.“
Von ihren Mitschüler*innen kam dafür durchweg positives Feedback: Innovativ, spannend, gut aufbereitet und sehr informativ fanden die rund 80 Teilnehmenden jeweils ihren Projekttag. Die Vorträge und gemeinsamen Diskussionen waren dabei wichtiger Lernzuwachs und in den Ideenwerkstätten sind konkrete Ideen entstanden, was an die UniverSaale noch geändert werden kann, z.B.:
- Einführung von Unisex-Toiletten
- mehr Aufklärung innerhalb der Schule
- Seminare auch für Pädagog*innen
- Sichtbarkeit in der Schule (Pride-Flags in den Stammgruppenräumen, Plakate, Sticker)
- Sensibilität in der Sprache (z.B. Vorstellung mit Pronomen, Verwendung geschlechtersensibler Sprache im Unterricht)
- Vernetzung mit queeren Organisationen und Projekten
- Gruppeneinteilungen (z.B. im Sport) nicht nach Mädchen und Jungen sortieren
Ältere wie auch jüngere Jahrgänge wünschen sich im nächsten Schuljahr ebensolche Projekttage, die die Gruppe gerade plant. Für den Fachunterricht an der UniverSaale brachte dieses Projekt ebenfalls wichtige Sichtweisen, erzählt Biologielehrerin Michaela Wilhelm-Görner: Das Thema Intergeschlechtlichkeit zum Beispiel würde bisher im Studium wie auch im Lehrplan kaum beachtet, obwohl es wichtigen Gegenwartsbezug hätte, findet sie. „Spannend und wichtig war im Rückblick auch, wie die verschiedenen Sichtweisen und Meinungen hervorgetreten sind, welche bei den unterschiedlichen Generationen vorhanden sind.“
So ist dieser Projekttag auch ein gutes Beispiel für die gelungene Einbindung und Aktivierung von Mitgestaltungsprozessen findet Schulsozialarbeiterin Jessica Schoder-Liebig: „Und nicht zuletzt kann die Orga-Gruppe auf das Empowerment, das sie unter Beweis gestellt hat, sehr stolz sein.“ Neben der sensiblen und anschaulichen Aufklärung hat das Projekt es geschafft, eine wichtige Debatte voranzubringen, sowie auch konkrete Maßnahmen fokussiert, die dazu beitragen sollen, dass sich alle Schüler*innen an der UniverSaale angenommen fühlen.
veröffentlicht am 23. Juli 2021
Wir verabschieden die „IncrABIdels“: Ein Abiturjahrgang mit Superkräften und Segel-Kompetenz
18 Schüler*innen haben in diesem Schuljahr ihr Abitur an der UniverSaale bestanden. Der gesamte Jahrgang hat sich überaus erfolgreich durch ein sehr herausforderndes Schuljahr und eine schwierige Vorbereitungszeit geschlagen und glänzt mit einem Abischnitt von 1,74! Zum Vergleich: der Abischnitt in Thüringen liegt bei 2,16. Von drei Jahren Oberstufenzeit haben sie die Hälfte im Pandemie-Modus gelernt, hatten damit den höchsten Anteil an Zoom-Unterricht in der Qualifikationsphase aber gleichzeitig die wenigsten Fehlzeiten, resümierte Stammgruppenlehrerin Franziska Preuß in ihrer Abirede.
Weil es noch eine ganze Reihe an weiteren Superlativen und Erfolgen bei diesem Abi-Jahrgang zu erwähnen gibt, z.B.
- die Klasse mit dem innovativsten Schülerfirmenauftrag,
- die Klasse mit der geringsten Zeit für Stammgruppenfahrten und trotzdem haben sie drei geschafft,
- die erste Klasse, die den „Klang der Stolpersteine“ sehr kreativ und nachhaltig bereichert hat,
wurden die Schüler*innen von ihren Pädagog*innen daher „The IncrABIdels – unsere Superhelden“ getauft. Entsprechend spektakulär fiel damit auch die Zeugnisübergabe und Abschlussfeier am 9. Juli aus: Nach dem offiziellen Teil fochten die unglaublichen Achtzehn verschiedene Superheld*innen-Challanges auf der Bühne gegen ihre Lehrer*innen aus, die sie allesamt glanzvoll für sich entschieden u.a. ein Debattierwettbewerb mit „Nina Debattina“ eine Jeapardy-Runde mit dem „Questionator“, eine Bügelchallange mit „Irongirl“, ein Mathe-Sport-Wettbewerb mit dem „Jumping Karlculator“. Ein großes buntes Spektakel, das coronakonform in der Aula der UniverSaale stattfand.
Besonders stolz ist Stammgruppenlehrerin Franziska Preuß auf das tolle Miteinander und den Zusammenhalt der Klasse, und darauf, dass die Schüler*innen - neben ihren tollen Schulleistungen, die sie sich mit viel Kondition und Zielstrebigkeit erarbeitet haben – mit einer geballten Ladung an emotionaler Intelligenz und Selbstständigkeit in den nächsten Schritt in ihrem Leben starten.
Aristoteles sagte einmal: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ In diesem Sinne entlassen wir unsere diesjährigen Abiturient*innen mit vielen Grundkenntnissen und Kniffen für das Weitersegeln auf dem Weg des lebenslangen Lernens.
veröffentlicht am 22. Juli 2021
Großer Jubel: Sieg bem IGS-Schulturnier im Volleyball
Als aktueller Titelträger trat unsere UniverSaale-Mannschaft am 12. Juli zum 29. IGS-Schulturnier im Volleyball an. Das erklärte Ziel war es, den mitgebrachten Pokal direkt wieder mit ins Paradies zu nehmen. Das dies kein Spaziergang werden würde, zeigte sich beim Blick aufs Teilnehmerfeld, in dem vor allem die erste Mannschaft des Otto-Schott-Gymnasiums einige Vereinsspieler*innen in sich vereinte. Nach einer souveränen Vorrunde, welche man als erster der Vierergruppe abschloss, kam es im Halbfinale zum Duell mit der Montessori-Schule. Und auch hier konnten wir einen deutlichen Sieg einfahren. Somit kam es zum erwarteten Finale gegen das Otto-Schott-Gymnasium. Hier entwickelte sich nach klar gewonnenem ersten Satz ein echter Krimi im zweiten. Welcher nach frenetischer Anfeuerung durch Betreuer und Mannschaftskamerad*innen mit 16:14 gewonnen wurde. Der Rest war großer Jubel!!! Titelverteidung perfekt, auf zum Triple nächstes Jahr. Vielen Dank an die Spieler Luca und Lena Frank, Karl Pawlick, Elisa Huth, Patricia Ehms, Sebastian Lorenz und Benedikt Palitza sowie dem Betreuer Florian Ludwig!!! Let’s go UniverSaale!
veröffentlicht am 14. Juli 2021
Rückblick: Jede Menge Mehrwert. Spannende Projektarbeiten des Jahrgangs 10
In der Klassenstufe 9/10 steht für alle Schüler*innen die Durchführung eines selbst gewählten Projekts auf dem Lehrplan. Im Rahmen der Projektarbeit, die zumeist als Gruppenarbeit in zwei Teilen absolviert wird, haben sie die Aufgabe ein Produkt herzustellen, über das dann im theoretischen Teil reflektiert wird. „In diesem Schuljahr stellte der sehr herausfordernde Distanzunterricht und die Kontaktbeschränkungen für einige Gruppen eine große Hürde da. Trotz dieser Schwierigkeiten sind wieder abwechslungsreiche Projektthemen umgesetzt worden, viele davon mit sehr guten kreativen und tollen Ergebnissen“, stellte verantwortliche Fachlehrerin Kathrin Fritzsche fest.
Für Miriam, Sophia, Alina stand fest, dass sie sich mit einem sozialen Thema beschäftigen wollten. Über Lektüre zum Thema Pädagogik stießen sie auf die Reformerin Maria Montessori und deren selbst entwickelte Lernmaterialien. Zusammen mit Förderpädagog*innen der UniveSaale berieten sie sich darüber, welche Materialien für den Unterricht an unserer Schule wertvoll wären, die sie selbst bauen könnten. In wochenlanger Arbeit entstand ein Rechenbrett, ein Zahlenspiel und Materialien zur motorischen Entwicklung, für die sie selbst die Werkstoffe beschafften und lackierten, schliffen, bohrten nähten. Ihre selbst gefertigten Materialien trainieren die Feinmotorik, helfen beim Zahlen lernen sowie zählen üben und rechnen und können in allen Jahrgängen für die Förderung von Schüler*innen mit Beeinträchtigung eingesetzt. Im theoretischen Teil ihrer Arbeit gingen sie darauf ein, wie sie die Materialien erstellt haben, was es für Probleme in der Vorbereitung und Umsetzung gab, was ihnen gut und was weniger gut gelungen ist.
Die Gruppe von Lena, Vicky und Karla wollte eigentlich ihre Projektarbeit mit ihrem Projekt „Herausforderung“, einer Reise nach Irland zu Beginn des Schuljahres, koppeln. Diese konnte coronabedingt nicht stattfinden und daher entschieden sie sich ein eigenes Brettspiel über Irland zu konzeptionieren und umzusetzen. Der Nutzen sollte auch dabei auf der Anwendung im Englisch-Unterricht an der UniverSaale fokussiert sein. Dafür wurden sie nicht nur handwerklich aktiv, sägten, löteten, kneteten sondern ersannen auch ein ausgeklügeltes Spielesystem. Um Zentrum des Würfelspiels „It´s Irish time“ steht das Erkunden der verschiedenen Provinzen von Irland und die spielerische Aneignung von Wissen. Das Anlesen von Fakten, das Ausarbeiten der Texte, das Kreieren von Quizfragen und Kreuzworträtseln usw. nahmen den größten Teil der Arbeit ein. Das Ergebnis ist ein umfangreiches und kreatives Produkt, das hoffentlich vielen Englischklassen Freude bereiten wird.
Neben diesen Projekten entstanden u.a. ein Tortenkalender, ein Podcast zum Thema „Jugend in der DDR“, ein Computerspiel, eine Stationsarbeit zu London, inklusive selbst aufgenommener Hördateien, oder ein Krimidrehbuch. „Diese Spannbreite erfolgreicher Projekte zeigt auch, dass es wichtig ist, dass sich die Schüler*innen unbedingt ein Thema wählen, was sie auch privat wirklich interessiert, bei dem sie mit Leidenschaft dabei sind,“ gibt Kathrin Fritzsche zukünftigen 10ern mit auf den Weg.
veröffentlicht am 13. Juli 2021
„Geredet wurde viel, gehandelt viel zu wenig.“ QuerWege unterstützt den Aufruf zum Klimaentscheid Jena
Klimagerechtigkeit an der eigenen Haustür anpacken – das kann jeder, finden die Initiator*innen und Unterstützer*innen des Klimaentscheids Jena, einem gerade gestarteten Bürger*innebegehren. Eine, die unbedingt etwas verändern will, ist Malou, Schüler*in an der UniverSaale. Sie kümmert sich darum, an unserer Schule mit Plakaten, Flyern und Info-Veranstaltungen vor Ort auf die Unterschriftensammlung hinter der Initiative aufmerksam zu machen, Schüler*innen, Lehrer und Eltern dafür zu gewinnen. Ihrem Einsatz möchten wir uns anschließen und verteilen Unterschriften-Listen und Infos an alle QuerWege-Einrichtungen und darüber hinaus.
Wir haben Malou gefragt, was ihre Motivation ist, so aktiv den Klimaentscheid zu unterstützen:
Warum liegt dir der Klimaentscheid am Herzen?
Malou:
Weil man bei so wahnsinnig komplexen und riesigen Krisen wie der Klimakrise schnell das Gefühl hat, vor einem unüberwindbaren Abgrund zu stehen. Wenn ich daran denke, dass zu viele Treibhausgase ausgestoßen werden, sich die Atmosphäre erhitzt und wir dabei sind unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören, dann überkommt mich oft eine gewisse Ohnmacht. Wo kann man anfangen? Es bringt ja nur leider begrenzt etwas, als einzelner Mensch nachhaltig zu leben. Das Problem wird strukturell verursacht und muss demnach auch als Gesellschaft angegangen werden. Nun ändert sich nicht von heute auf morgen die ganze Weltordnung, also fängt man in dem Maßstab an, wo sich etwas bewirken lässt – regional. Der Klimaentscheid ist liegt mir am Herzen, weil er ein Schritt in die richtige Richtung ist und damit ein Weg, die eigene Ohnmacht zu überwinden.
Wie sieht eine lebenswerte Zukunft in Jena für dich aus?
Malou:
In einem lebenswerteren Jena müsste ich mir den Schulweg als Radfahrerin nicht mit Fußgängern, Autos oder Straßenbahnen teilen (an der Stelle setzt allerdings mehr noch der Radentscheid an). Die Innenstadt ist meiner Vorstellung nicht durchkreuzt von dicht befahrenen Straßen, sondern grün, bunt und einfach einladend. In den Läden findet man allerlei Produkte aus dem Umland, die trotzdem bezahlbar sind. Jede und jeder erreicht nach einem kurzen Spaziergang einen gemütlichen Park und eine Haltestelle für den ÖPNV. Das sind die ersten Bilder, die mir durch den Kopf schießen.
Was sollte sich in Jena deiner Meinung nach sofort ändern?
Malou:
ÖPNV sollte kostenlos werden. Es ist mir ein Rätsel, warum das für Schülerinnen nicht schon längst gilt. Als umweltfreundliche Alternative zum Auto müssen dort einfach Anreize geschaffen werden.
Hast du einen Tipp, wie man selbst ganz einfach etwas für den Klimaschutz tun kann?
Malou:
Da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Das eine ist auf Kleinigkeiten in der eigenen Lebensweise zu achten: mäßiger Fleischkonsum, saisonal und regionales Essen, mehr Fahrrad fahren, Abfall vermeiden, Müll trennen, Papier sparen, sinnvoll Heizen und so weiter. Das ist alles gut und wichtig, aber um einem so strukturelles Problem wie der Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung zu begegnen, müssen vor allem strukturelle, politische Maßnahmen getroffen werden. Und das kann eben durch Demonstrationen, Kundgebungen und Petitionen eingefordert werden. Man könnte also für den Klimaentscheid unterschreiben ;)
Was kann man als Schüler*in über lebendige Demokratie am Beispiel dieser Initiative lernen?
Malou:
Da fallen mir gleich zwei Dinge ein. Zum einen, dass Politik nicht nur „da oben“ passiert. Alle können sich in Politik einmischen und gerade ein Volksentscheid wie dieser weckt in mir die Hoffnung, tatsächlich etwas bewirken zu können. Demonstrationen werden leider allzu oft ignoriert. Aber hier können die Bewohnerinnen Jenas verbindliche Ziele für die Zukunft setzen. Auf der anderen Seite habe ich gesehen, wie viel Arbeit sehr engagierte Menschen über Monate in diese Initiative gesteckt haben und wie viele bürokratischen Hürden es zu überwinden galt. Es sollte meiner Ansicht nach viel leichter sein, direkte Formen der Demokratie in Anspruch zu nehmen – gerade auf kommunaler Ebene.
Hintergrund:
Die Initiator*innen des Klimaentscheids Jena alle Menschen unserer Stadt dazu auf, sich einem Bürger*innenbegehren anzuschließen. Ihr Ziel: Bis 2035 soll die Stadt klimaneutral werden. Um dem Pariser Klimaabkommen gerecht zu werden, muss die Politik auch in Jena entschiedener handeln und einen Klima-Aktionsplan verabschieden. Dieser Plan soll konkret aufzeigen, welche Maßnahmen in unserer Stadt nötig sind, damit wir ab 2035 nicht länger zur Verschärfung der Klimakrise beitragen.
Dazu werden im ersten Schritt 6.000 Unterschriften benötigt, damit ein erfolgreiches Bürger*innenbegehren zustande kommt. Im zweiten Schritt kann der Stadtrat daraufhin direkt zustimmen – oder die Bevölkerung Jenas in einem Bürger*innenentscheid abstimmen lassen. Ist die Mehrheit der Jenaer*innen dafür, hat dies die Verbindlichkeit eines Stadtratsbeschlusses und konkrete Maßnahmen (Aktionsplan) können umgesetzt werden.
Alle Infos auf: www.klimentscheid-jena.de
veröffentlicht am 09. Juli 2021
Ein neues Unterrichtsformat an der UniverSaale: „Neuland“
Wie wäre es, wenn Schule ein Ort wäre,
- an dem sich die Schüler*innen ihr Wissen durch individuelles Erleben erschließen,
- an dem Lehrer*innen nicht mehr (und nicht weniger) als Coaches ihres Lernprozesses sind,
- persönliche Neigungen und Interessen zum Gegenstand selbstgewählter Forschungsfragen werden und
- sich die Grenzen des Lernortes Schule für einen nachhaltigen Wissenstransfer nach außen öffnen?
Die Freie Gesamtschule UniverSaale hat dieses Experiment gewagt mit einem neuen Unterrichtsfach „Neuland“, das in diesem Schuljahr angelaufen ist. Die theoretische Grundlage bildete ein eigenes Konzept, welches in einer intensiven Vorbereitungsphase 2020 entstanden ist - inspiriert von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus aktuellen Lerntheorien, unterstützt von der Schulleitung und unter Einbindung verschiedener Professionen an unserer Schule (Fachlehrer*innen, Sonderpädagog*innen, Schulbegleiter*innen).
Die Grundidee hinter diesem neuen Unterrichtsfach ist, das die eigenmotivierte und selbstständig strukturierte Aneignung von Wissen zu nachhaltigen Lernerfolgen auf verschiedenen Ebenen führt. Zentral ist dabei auch, dass die individuelle Förderung von Begabungen und Interessen einen Platz an der Schule bekommt.
Die Testphase zu „Neuland“ ist in diesem Schuljahr in der Klassenstufe 7 mit 40 Kindern gestartet: 22 Forscherthemen wurden alleine oder in der Gruppe bearbeitet und haben zum Teil beachtliche Prozesse in Gang gesetzt.
Aufbau des Faches
Die Schüler*innen bekommen 3 Stunden pro Woche Zeit, fest integriert in den Stundenplan, sich mit einer selbst gewählten Forschungsaufgabe zu beschäftigen. Die Pädagog*innen oder externe Partner*innen fungieren als Coaches, als Co-Konstrukteur*innen des Lernprozesses. Es gibt regelmäßige Treffen und Austauschzirkel. Die Schüler*innen organisieren sich interessens- und begabungsorientiert zumeist in Forscher*innengruppen, die jeweils eine*n Pädagog*in oder externe*n Partner*in als lernbegleitender Coach haben. Zu ihrem Thema entwickeln die Schüler*innen vertiefende Fragen und Thesen und überprüfen sie an der Realität. Ausdrücklich können sie sich auch den Erwerb oder die Vertiefung praktischer Fertigkeiten als Thema wählen. Im Verlauf des Forschungsprojekts recherchieren sie zielorientiert, dokumentieren ihren Arbeitsprozess und ihre Arbeitsergebnisse und können ihre Ergebnisse präsentieren. Die Nutzung digitaler Medien erfolgt bei der Recherche, Dokumentation und Präsentation. Die Kompetenzen dazu könnten in Workshops zu Beginn des Schuljahres erworben werden.
Um in einem inhaltlich und organisatorisch so freien Format wie „Neuland“ Handlungssicherheit bei den Beteiligten zu erreichen, gibt es einen Handlungsplan, d.h. einen strukturierenden Rahmen des Arbeitsprozesses. Zudem gibt ein verbindliches Grundrepertoire an Methoden für die Arbeitsorganisation. Die Ergebnisse finden Eingang ins Zeugnis, jedoch ohne Benotung.
Bedeutung
Die UniverSaale regiert mit diesem Fach auf die Veränderung der Wissenskultur in unserer Gesellschaft, unterstützt horizontalen und resonanten Wissenstransfer (statt vertikaler und eindimensionaler Vermittlung), befähigt die Schüler*innen zu Arbeitsmethoden, die auf dem Arbeitsmarkt immer stärker vorausgesetzt werden und ermächtigt sie, methodisch wie auch kritisch mit der Digitalisierung umzugehen. Durch externe Coaches, welche z.B. Wissensträger*innen aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Handwerk, Kunst und Kultur, aber auch Institutionen oder Vereine sein können, öffnet sich Schule als Lernort, wird quasi zu einem modernen Salon. Die Expertise von außen führt dazu, dass Schule nicht „verinselt“, sondern ein Ort des Austauschs wird. Die Schüler*innen erfahren damit die Bedeutung und Nutzen von Netzwerken - auch ein Beitrag zur Demokratiebildung.
Ausblick
Nach einem sehr erfolgreichen ersten Probelauf evaluieren wir unsere Ergebnisse, nehmen ggf. Anpassungen und möchten unser Wissen auch anderen Schulen zugänglich machen, mit einem einsehbaren Konzept, Möglichkeiten zur Hospitation und Öffentlichkeitsarbeit. Im nächsten Schuljahr möchten wir dieses Fach auch in der Klassenstufe 8 einführen.
Einige Forschbeispiele und Statements
- Eine Geschichte selbst schreiben
- Einen Pizzaofen bauen
- Russisch lernen
- Garnelen züchten
- Spendenaktion für das Tierheim planen
- Rappen lernen
“Ich freue mich in der Woche am meisten auf den Tag, an dem wir unsere Forscherzeit haben, denn dann kann ich endlich etwas machen wofür ich mich interessiere” Dorian/Schüler, Thema: Graffiti
„Wir wollen weiter Forschen (…) Durch Forschen bekommt man Verantwortung.“ Ole, Linus, Jaron, Felix/Schüler, Thema: Gaming-Zeitschrift erstellen
„Es war schwieriger als gedacht, das was ich mir vorgenommen habe auch wirklich zu lernen. Aber ich bin trotzdem zufrieden – ich habe einen tieferen Einblick in die Sprache bekommen.“ Ada/Schülerin, Thema Russisch lernen.
“R. hat heute ihre erarbeiteten Choreographien vor den Schülerinnen und Pädagoginnen im Sportunterricht ihrer Stammgruppe präsentiert. WOW! Das war echt toll! Sie hatte ein richtiges kleines Bühnenprogramm vorbereitet mit einer tänzerischen Aufwärmung für alle und nicht nur einer, sondern 3 Choreographien auf ganz unterschiedliche Musikstücke!
Michaela/Pädagogin und Coach„Eine meiner Gruppen hat im Reflexionsgespräch ihren Arbeitsprozess sehr treffend reflektiert und ein gutes Fazit zu ihrer Arbeitsweise gezogen. Nach dem Gespräch ging mir dazu das Zitat von Konfuzius durch den Kopf: “Sage es mir, und ich werde es vergessen…Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten…Lass es mich tun, und ich werde es können.” Und ich glaube, das fasst den großen Vorteil von Forschen zusammen.“ Lisa/Pädagogin und Coach
veröffentlicht am 01. Juli 2021