Querwege e. V.

Individuelle Hilfen/​Schulbegleitung

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Entwicklung eines Modellprojektes: Es tut sich was in der Weiterentwicklung des gemeinsamen Unterrichts in Jena!

Seit vielen Jahren weisen wir auf die prekären Arbeitsverhältnisse der Schulbegleiter_innen hin. Diese sind für die Kolleg_innen mit Unsicherheiten verbunden und für uns als Träger mit der großen Herausforderung, langfristig gute Fachkräfte zu finden und zu binden.

Steigende Zahlen und Hürden

Darüber hinaus steigen die Zahlen der Eingliederungshilfen jährlich. Der durchschnittliche Stundenumfang sinkt zwar, aber wir begleiten mehr Kinder. Tendenz zunehmend. Allein in den letzten beiden Monaten haben wir elf neue Kolleg_innen eingestellt. Dies ist so, weil die Schulen nicht ausreichend Ressourcen haben, Inklusion ohne Eingliederungshilfe umzusetzen. Dort mangelt es auch an Zeit, Fachkräften und manchmal auch an der entsprechenden Haltung. Daher bekommen immer mehr Schüler_innen eine Schulbegleitung, dabei immer mehr mit emotional-sozialem Entwicklungsbedarf. Bis diese aber Unterstützung bekommen, müssen Anträge und Gutachten gestellt und bearbeitet werden. Viel Zeit vergeht.

Gruppenbezogene Arbeit statt „Rucksackprinzip“

Und dann ist die Zusammenarbeit im Klassenzimmer oft nicht gut organisiert. Noch zu häufig „klebt“ der Schulbegleiter am Kind mit Eingliederungshilfebedarf. Durch dieses „Rucksackprinzip“ kann es passieren, dass Integration eher verhindert als gefördert wird. Selbst wenn sich Lehrer_in und Schulbegleiter_in einig sind, dass eine gruppenbezogener Arbeit besser ist für alle Kinder, darf dies offiziell nicht sein.

Das muss sich ändern

  1. Schulbegleiter_innen sollen ein eigenes stabiles Team im Kollegium der Schulen abbilden, welches langfristig und kontinuierlich in der Schule zusammenarbeitet und so Expertise und Bindungsstabilität aufbauen kann.
  2. Ein Budget kann Sicherheit bieten und dazu beitragen, dass Verselbständigung von Schüler_innen schneller erreicht wird, da der eigene Arbeitsplatz nicht davon abhängt.
  3. Weniger Stigmatisierung („Rucksackprinzip“) durch noch stärker lerngruppenbezogene Arbeit.
  4. Präventive Gruppen- und Einzelarbeit soll möglich werden und/​oder kurzfristige Interventionen, die vor Abschluss eines Antragsverfahrens notwendig sind.
  5. Wertschätzenderer und wertschöpfenderer Einsatz der personellen Ressourcen, der Eingliederungshilfen in den Schulen
  6. Das heißt Anerkennung der fachlichen Qualifikationen und Erfahrungen der Kolleg_innen, Entwicklung von Strukturen multiprofessioneller Zusammenarbeit in Klassen und Schule.

Erste Erfolge

Seit einem Jahr gehen wir erste Schritte der Entwicklung eines Modellprojektes gemeinsam mit der Gemeinschaftsschule Wenigenjena. Schnell haben wir gemerkt, dass Ideen da sind, aber uns zur Erarbeitung neuer Arbeitsstrukturen und Rahmenbedingungen 1. ein Mitdenken und Mitgestaltung des Fachdienstes Jugendhilfe fehlte und 2. eine externe Moderation. Beides haben wir im Jugendamt eingefordert und Lösungen erzielt. Nun soll mit drei Schulen ein Modellprojekt entwickelt werden: Gemeinschaftsschule Wenigenjena, Gemeinschaftsschule Kaleidoskop und Gemeinschaftsschule Kulturanum. Dieser Prozess wird durch externe Moderatoren begleitet. Erste Ergebnisse sollen ab dem Schuljahr 2018/​19 umgesetzt werden. Bislang gab es einen Workshop zur Ist-Stand-Analyse sowie der Erarbeitung von Gelingensbedingungen und aktuellen Herausforderungen mit Kolleg_innen von zwei Schulen und Vertreter_innen von Jugendamt und Schulamt. Aktuell werden Rahmenbedingungen erarbeitet. Auf deren Grundlage sollen dann bis Ende des Schuljahres noch erste Workshops zur inhaltlichen konzeptionellen und strukturellen Weiterentwicklung individuell in und mit den drei Schulen stattfinden, zusammen mit Akteuren aus den Lehrerkollegien, der Schulbegleitung, dem Integrationsdienst und der Schulsozialarbeit.

Hoffnung und Zuversicht

Wir sind gespannt, offen für Ideen und Erfahrungen und haben die Hoffnung, mit dem begonnenen Weg, den gemeinsamen Unterricht in Jena und die Situation unserer Schulbegleiter_innen positiv weiter gestalten zu können.

veröffentlicht am 02. Mai 2018