Querwege e. V.

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QuerWege e. V.

QuerWege-Tag am 10. November: Denkanstöße zum Thema Inklusion

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Der erste QuerWege-Tag widmete sich unserem Leib-und-Magen-Thema: Inklusion. Dafür waren Rainer Schmidt, seines Zeichen ehemaliger Leistungssportler, Referent, Pfarrer, Sportler und Kabarettist eingeladen sowie Ines Boban und Prof. Dr. Andreas Hinz – beide Sonderpädagogen, Wissenschaftler und Inklusions-Experten. Damit alle Mitarbeiter_innen dabei sein konnten, hatten wir zum ersten Mal die Uhren in den Einrichtungen still gestellt und einen Schließtag eingeführt. Die Imaginata, Industriedenkmal mit Charme, bot für unsere Veranstaltung den passenden Rahmen und Platz für die rund 230 QuerWegler_innen, die kamen.

Nach einer Begrüßung durch Anke Protze und Tasso Carl ließen wir uns von dem äußerst unterhaltsamen und motivierenden Rainer Schmidt anstecken, der – fast hätte man es vergessen – ohne Hände geboren wurde. Dass er „nicht Klavierspielen, Schnürsenkel binden oder sich mit der linken Hand am rechten Ohr kratzen kann“ schmälert seine Energie und optimistische Grundhaltung zum Leben in keinster Weise. Sein Humor und distanzlose Herangehensweise an das Thema Anders-sein war ansteckend. Er brachte uns seine Sicht von einem selbstverständlichen Miteinander verschiedenster Menschen, die nicht gleichartig aber alle gleichwertig sein müssen, näher und machte Mut und Lust auf die Herausforderungen in der eigenen Arbeit. Sein Vortrag wiederholte zwar für die meisten unter uns Bekanntes (Kinder müssen sich selbst herausfordern und nach dem eigenen Tempo beim Lernen suchen) setzte aber immer wieder auch Impulse zum Nachdenken (Förderbedarf hat jeder, gerecht wäre eine Förderung für alle) und sprach Paradoxes im Bildungssystem an (Diagnose-Ressource-Dilemma). Nicht zuletzt ist er mit seiner Person das beste Beispiel dafür, dass man erst anerkennen sollte, was ein Mensch alles kann und weniger wichtig ist, was ihm fehlt. Für ihn ist Inklusion deshalb schlicht Dazugehörigkeit, die Grenzen abbaut.

Auch Andreas Hinz und Ines Boban, die als Redner folgten, sind prominente Kritiker des deutschen Schulsystems. Sie näherten sich in ihrem Vortrag auf akademische Weise dem Thema und berichteten von ihren Untersuchungen und Erkenntnissen, die sie an Schulen im In- und Ausland gesammelt hatten. Sie kritisierten, dass Bildung immer mehr ökonomischen Zwängen unterliegt und zeigten gesellschaftliche Hürden auf, die flächendeckende Inklusion (noch) verhindern. Sie sprachen sich gegen Systemkonformität und Angepasstheit aus und für einen individuelleren Blick auf alle Schüler_innen, für mehr Gerechtigkeit und gegen unsinnige Leistungsvergleiche. Viele Kolleg_innen dürften darin eine Bestätigung für die eigene Arbeit gefunden haben. Schön wäre es deshalb gewesen, wenn Andreas Hinz und Ines Boban das Publikum voller Inklusions-Experten noch besser abgeholt bzw. unseren Erfahrungsschatz und die jahrelange Pionierarbeit unserer Einrichtungen einbezogen hätten.

Nach diesen intensiven ersten Stunden konnten wir uns bei einem reichhaltigen Buffet, das die Schülerfirma der UniverSaale bravourös auf die Beine gestellt hatte, stärken. Hier gab es reichlich Gelegenheit für das, was diesen Tag, neben dem fachlichen Input, besonders wertvoll machte: das Kennenlernen über Einrichtungsgrenzen hinweg und den unkomplizierten Austausch untereinander. Der Nachmittag bot die Möglichkeit zur fachlichen Vertiefung bzw. zum praktischen Ausprobieren von Inklusion. Insgesamt werden die allermeisten mit kreisenden Gedanken, neuen Ideen oder Erkenntnissen, wieder erinnerten Werten, schönen Stunden des Miteinanders, vielen neuen Gesichtern im Speicher und einem gut gefüllten QuerWege-Bewusstsein nach Hause gegangen sein.

Ein riesiges Lob gilt dem umtriebigen Organisationsteam, das diesen Tag seit über einem Jahr vorbereitet hat und viel Zeit und Energie aufgebracht haben, damit wir alle einen schönen und ergiebigen ersten QuerWege-Tag erleben durften! Herzlichen Dank für die vielen Stunden eurer Zeit und euer Engagement :)

Der nächste QuerWege-Tag wird 2019 stattfinden.

published on 22. November 2017