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Forderungen zur Landtagswahl in Thüringen: Ein Aufruf für mehr Inklusion und Chancengerechtigkeit

(Sorry. This content is only available in german language.)

Im Vorfeld der Landtagswahl in Thüringen am 1. September 2024 möchten wir als QuerWege e.V. unsere zentralen Forderungen für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft vorstellen. Unsere Arbeit im Bereich Bildung und Soziales zeigt uns täglich, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Rahmenbedingungen für alle Menschen in unserer Gemeinschaft zu verbessern. Daher fordern wir konkrete Maßnahmen, die eine umfassende Teilhabe ermöglichen und die Bildungsgerechtigkeit nachhaltig fördern.

Aktuelle Herausforderungen im Bildungs- und Sozialbereich

In unserer täglichen Arbeit stoßen wir immer wieder auf erhebliche Herausforderungen, die unsere Fähigkeit beeinträchtigen, unseren Satzungszweck und unser Leitbild in vollem Umfang zu erfüllen. Einige dieser Herausforderungen sind:

  • Starre Finanzierungsmodelle: Die derzeitigen Finanzierungsmodelle für Schulbegleitung sind zu unflexibel und schränken unsere Fähigkeit ein, bedarfsgerecht auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zu reagieren. Administrationslastige Prozesse beeinträchtigen die Qualität der Hilfen, die wir anbieten können.

  • Barrieren in Bildungseinrichtungen: Kinder und Jugendliche mit Teilhabebeeinträchtigungen stehen im Alltag vor erheblichen Barrieren, die durch administrative Abläufe und bürokratische Hürden verstärkt werden.

  • Überlastung der Fachkräfte: Unsere engagierten Fachkräfte stoßen regelmäßig an die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Belastbarkeit. Sie bemühen sich, trotz schlechter Rahmenbedingungen eine ganzheitliche Versorgung der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen – oft auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit.

  • Verzögerungen in der Frühförderung: Frühförderstellen sehen sich mit langwierigen Antrags- und Bewilligungsverfahren konfrontiert, was dazu führt, dass Kinder oft Monate auf den Beginn ihrer Frühförderung warten müssen.

  • Finanzielle Engpässe und bürokratische Hürden für freie Träger: Schulen in freier Trägerschaft sowie integrative Kitas kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten und administrativen Hürden, die die Vielfalt und Qualität ihres Bildungsangebots gefährden.

  • Mangelnde Inklusion in Freizeit und Kultur: Inklusionsangebote in den Bereichen Freizeit und Kultur bleiben meist hinter den Erwartungen zurück, da Barrierefreiheit nicht ausreichend entwickelt wird.

  • Schwache Vernetzung zwischen Eltern und Leistungserbringern: Es mangelt an einer effektiven Vernetzung zwischen Elternkreisen und Leistungserbringern in der Eingliederungshilfe, um ein echtes Empowerment sicherzustellen.

Unsere Forderungen an die Politik

Angesichts dieser Herausforderungen haben wir die folgenden Forderungen erarbeitet, die als Grundlage für ein gerechteres und inklusiveres Thüringen dienen sollen:

Förderung der frühkindlichen Bildung:

Wir fordern eine Ausweitung der frühkindlichen Bildungsangebote, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen und die Inklusion von Kindern mit unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten sicherstellen. Alle Kinder sollen unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Hintergrund gleiche Chancen auf eine hochwertige Bildung erhalten.
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass Kita-Sozialarbeit als festes und vollständig refinanziertes Angebot an Kitas angebunden wird, um Familien bedarfsgerecht unterstützen zu können.

Ausbau der Integrationshilfe in Schulen

Die Integrationshilfe muss als fester Bestandteil eines inklusiven Bildungssystems verstanden werden. Wir fordern den Ausbau interdisziplinärer Teams, die Schüler in ihrer Einzigartigkeit unterstützen und sicherstellen, dass sie in einem Umfeld lernen, das ihre individuellen Stärken und Bedürfnisse anerkennt.
Wir fordern Anreize für Fachkräfte, die sich den Herausforderungen und Aufgaben der Vielfalt in Schulen stellen, sowie die Einrichtung von Ausbildungs- und Qualifizierungsprogrammen für sonderpädagogische Fachkräfte.

Finanzielle und strukturelle Unterstützung von Gesamtschulen und Grundschulen in freier Trägerschaft

Freie Schulen benötigen eine gerechtere Finanzierung, die es ermöglicht, innovative und inklusive Bildungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Wir fordern weniger Bürokratie, um flexiblere Bildungsangebote in unseren Einrichtungen zu schaffen.
Die Finanzierung freier Schulen sollte Einnahmen aus solidarischen, einkommensabhängigen Schulgeldbeträgen berücksichtigen und entsprechend angepasst werden.

Inklusion und Barrierefreiheit im Bildungssystem:

Ein Bildungssystem, das keine Kinder aufgrund von Behinderungen ausschließt, ist unser Ziel. Wir fordern ein umfassendes Konzept der Barrierefreiheit, das auch die didaktische und kommunikative Inklusion sicherstellt.
Die Entwicklung und Umsetzung inklusiver Lehrpläne und Lernmaterialien sollten staatlich gefördert und aus der Abhängigkeit von Krankenkassenfinanzierungen gelöst werden.

Unterstützung von Eltern und Familien:

Wir setzen uns für umfassende Unterstützungsangebote ein, die Eltern helfen, ihre Rolle als erste Bildungspartner ihrer Kinder wahrzunehmen. Diese Angebote sollten leicht zugänglich und auf die individuellen Bedürfnisse der Familien zugeschnitten sein.

Lehrkräfteausbildung und -fortbildung im Bereich Inklusion und Differenzierung:

Wir fordern eine systematische und verpflichtende Fortbildung für alle Lehrkräfte im Bereich Inklusion und Differenzierung. Die Ausbildung sollte sowohl theoretische als auch praktische Aspekte inklusiver Unterrichtsmethoden umfassen.

Stärkung der politischen Lobbyarbeit für Menschen mit Behinderungen:

Menschen mit Behinderungen benötigen eine stärkere politische Vertretung in Thüringen. Wir fordern die Einrichtung oder den Erhalt von Gremien oder Beauftragten, die ihre Interessen auf allen politischen Ebenen vertreten und sicherstellen, dass ihre Bedürfnisse in politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Digitale Bildung und Inklusion:

Digitale Lernmittel und Plattformen müssen so gestaltet werden, dass sie inklusiv und für alle zugänglich sind. Wir fordern Investitionen in Technologien, die Kindern mit Behinderungen die gleichen Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten wie ihren nicht behinderten Peers.
Zudem fordern wir Initiativen zur digitalen Barrierefreiheit für alle Menschen, insbesondere im ländlichen Raum.

Nachhaltige Bildungsfinanzierung:

Eine langfristige Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Bildung ist nur durch eine nachhaltige Bildungsfinanzierung möglich. Wir fordern eine Finanzierungsstruktur, die es ermöglicht, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und dabei immer das Ziel der Chancengerechtigkeit und Vielfalt im Blick zu behalten.
Projekte wie »Sprach-Kitas« und »Vielfalt vor Ort begegnen« sollten in eine gesicherte und planbare Regelfinanzierung überführt werden.

Unser Engagement für eine inklusive Zukunft

QuerWege e.V. setzt sich mit Nachdruck für diese Forderungen ein, unabhängig vom Ausgang der Landtagswahl. Unsere Vision einer gerechten und inklusiven Gesellschaft erfordert kontinuierliches Engagement und den Mut, unbequeme Dialoge zu führen. Nur so können wir sicherstellen, dass alle Kinder und Jugendlichen in Thüringen die bestmögliche Bildung und Teilhabe erfahren.

Wir laden alle ein, sich gemeinsam mit uns für diese Ziele einzusetzen und die Zukunft unserer Gemeinschaft aktiv mitzugestalten. Bei Fragen oder Anmerkungen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

published on 27. August 2024